Franzisca Gartenmann
Aufgewachsen in einer Familie, die das Reisen zelebriert, entwickelte sich meine Neugierde für die Welt sowie die Begeisterung neue Länder und Kulturen kennen zu lernen schon sehr früh. Nach Abschluss des Gymnasiums fehlte mir die Motivation, den schulischen Weg gleich anschliessend an der Universität fortzusetzen. Mein Ziel war es, erstmal meinen (ausserschulischen) Horizont zu erweitern und so entschied ich mich, für 4 Monate mit dem Rucksack zu verreisen.
Ich hatte die Matur mit Schwerpunkt Spanisch abgeschlossen und schon früh eine Liebe für diese Sprache und ihre zahlreichen Kulturen entwickelt. Die ganze Welt stand mir offen und Südamerika übte die grösste Faszination auf mich aus. Ich entschied mich, dort fünf Länder zu bereisen und die Rahmenbedingungen je Land verschieden zu gestalten. Ich hatte fünf Jahre zuvor mein eigenes Sozialprojekt in Laos gegründet und meine Maturitätsarbeit über Nachhaltigkeit in der Entwicklungszusammenarbeit geschrieben, somit war mir Südostasien sowie das Konzept der sozialen Arbeit nicht mehr fremd. Auf der Grundlage dieser Erfahrungen reservierte ich die Hälfte meiner Zeit für die Mitarbeit bei zwei verschiedenen Projekten. Die Motivation dahinter war einerseits das Kennenlernen der Kultur und der Menschen durch das Leisten eines konkreten Beitrags, nicht nur als Beobachter. Andererseits sah ich die Chance, mehr über die organisatorischen Aufgaben und Herausforderungen zu erfahren, wodurch ich allenfalls mein eigenes Projekt ergänzen und verbessern könnte.
Nach einem Monat klassischen Backpackings in Kolumbien machte ich mich Anfang Mai auf den Weg und wurde von meinen Gasteltern herzlich am Busbahnhof von Cuenca empfangen. Ich hatte zwei Monaten in unzähligen Hostels verbracht und somit war das eigene Bad und die damit verbundene Privatsphäre ein absoluter Luxus für mich. Am nächsten Tag holte mich Marcela ab und wir diskutierten die Inhalte des kommenden Monats.
Drei Mal die Woche gab ich zwölf Damen einen zweistündigen Computerkurs, der uns allen unglaublich viel Spass machte. Am Anfang war es durchaus eine Herausforderung an einem kleinen Computer auf Spanisch zu erklären, wie man das Ganze an und aus stellt, wie man eine Maus bedient und warum eine Emailadresse zu haben, durchaus ein Vorteil sein kann. Spannend war, dass alle wussten was Youtube ist und wie man es nutzt, um witzige Clips zu sehen. Ich verbrachte Stunden damit, das nötige Vokabular heraus zu suchen und Zusammenfassungen der Stunden zu schreiben. Doch es gab keinen schöneren Moment als jede Einzelne die Basics beherrschte, wir eine lange Selfiesession hatten und ich die herzlichsten Umarmungen erhielt.
Zwei Vormittage und zwei Nachmittage pro Woche verbrachte ich in der bekannten Ludotheka des Krankenhauses und unterstützte Melanie in ihrer täglichen Arbeit. Ich war erstaunt über die Fröhlichkeit und Leichtigkeit, die dieser Ort ausstrahlte. Dieses Gefühl erreichte den absoluten Höhepunkt am Dia de los ninos, dem Tag der Kinder, welcher in einem unglaublichen Ausmass gefeiert wurde. Ich habe noch nie so viel Kuchen, Cupcakes, Süssigkeiten und Chips auf ein Mal gesehen. Die Kinder wurden allesamt in den Hauptsaal geholt, Clowns sowie eine Tanzgruppe traten auf und das Krankenhaus war erfüllt von herzlichem Lachen.
Ich hatte eine unglaubliche Zeit in Cuenca und vermisse all die tollen Menschen, die ich kennen lernen durfte. Es waren die persönlichen Gespräche, diese herzlichen Umarmungen und diese unverwechselbare Gastfreundschaft, welche mich tief berührt haben. Ich habe sehr viel gelernt und hoffe, eines Tages zurückkehren zu können.
Neben einem Kurs bei einer Sprachschule und dem klassischen Backpacking war es mir sehr wichtig, je einen Monat bei zwei Sozialprojekten mitwirken zu können um so den Ort, die Kultur und insbesondere die Menschen auf ganz andere Art kennen lernen zu können. Im Nachhinein muss ich sagen, dass es keine schönere Weise für mich gibt, Menschen und ihre Kultur zu erleben als durch eine soziale Tätigkeit.